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Melissa Guadagno
Melissa textet. Frei und in Farbe. Klassik, Dialog, Online. Hier am liebsten über neue Arbeitsformen, Teamwork und Geschäftsideen.
04. Januar 2018 · 4 Min. Lesezeit

Home-Office vs. Coworking-Space: Wo und wie willst Du arbeiten?

Home-Office oder Coworking-Space?

Die Welt, in der wir arbeiten, verändert sich stetig. Dazu gehört auch, dass nicht mehr jeder von uns zwangsläufig Tag für Tag acht Stunden im immer gleichen Büro verbringt. Das gilt natürlich vor allem für Freiberufler mit zum Teil weit entfernt sitzenden Auftraggebern – aber auch für immer mehr Arbeitnehmer, deren Unternehmen auf flexible Modelle setzen und ihren Mitarbeitern zum Beispiel das Arbeiten von zu Hause aus ermöglichen. Doch: Ist das Home-Office tatsächlich eine gute Wahl? Wir helfen bei der Entscheidung.

Home-Office: Skype-Konferenz in Jogginghose oder produktives Arbeiten?

Für viele Selbstständige, aber auch Angestellte, scheint das Home-Office die perfekte Lösung zu sein: Es kostet nichts (extra), bietet absolute Flexibilität und kann nach Belieben eingerichtet werden. Im Alltag jedoch stellt sich das Arbeiten im eigenen Zuhause oft als problematisch heraus. Eines der größten Probleme: Trotz aller moderner Kommunikationsmittel von E-Mail bis Skype (und Planio!) fehlt die soziale Interaktion mit anderen. Im Home-Office sind nun mal keine Kollegen, die Du in der Kaffeeküche triffst und mit denen Du Dich zwischendurch austauschen kannst. Stattdessen gibt es, und hier zeigt sich ein zweiter Stolperstein, unzählige andere Dinge, die Dich vom konzentrierten und produktiven Arbeiten abhalten: Man könnte ja kurz die Wäsche machen, einkaufen gehen oder sich doch nochmal ein paar Minuten hinlegen. Wer also regelmäßig im Home-Office arbeitet, muss eine ganze Menge Selbstdisziplin mitbringen, um trotz aller Ablenkungen produktiv zu arbeiten – und am besten ein paar gute Tipps und Tricks kennen und beherzigen.

1. Raus aus der Jogginghose!

Klar: Im Home-Office sehen Dich weder Kunden noch Kollegen. Trotzdem solltest Du morgens aus der Dusche nicht in die Jogginghose fallen, sondern Dich so anziehen, wie Du es auch fürs Büro tun würdest. Zum einen gibst Du Dir selbst damit das Gefühl, den Arbeitstag zu beginnen, zum anderen wirkst Du auch am Telefon automatisch souveräner. Und dass jemand anruft, kann ja immer mal passieren.

2. Feste Arbeitszeiten definieren

Nicht nur, wenn Du für einen Chef oder für Kunden zu bestimmten Zeiten erreichbar sein musst, solltest Du genau festlegen, wann Du am Schreibtisch sitzt und wann Du Pausen machst. Ansonsten besteht die Gefahr, entweder Dinge unnötig lange vor Dir herzuschieben („Heute ist so schönes Wetter, den Bericht kann ich auch morgen noch abliefern“) oder im Gegenteil zu viel zu arbeiten, weil es keinen klaren Feierabend gibt.

3. Job und Privatleben trennen

Wer zu Hause arbeitet, läuft Gefahr, Job und Privatleben nicht ausreichend voneinander zu trennen. Oft fängt es schon beim Arbeitsplatz an. Am besten ist natürlich ein separates Büro, in dem es am Schreibtisch wirklich nur um Berufliches geht. Bietet die Wohnung hierfür nicht genügend Zimmer, solltest Du Dir stattdessen eine Arbeitsecke einrichten und zum Beispiel mit einem Raumteiler vom Rest des Zimmers trennen.

4. Ziele festlegen

Ein Tipp, den besonders Selbstständige beachten sollten, die ihre Timings nicht vom Vorgesetzten bekommen: Setz Dir Ziele für jeden Tag. Das hilft nicht nur dabei, immer pünktlich abzuliefern, sondern gibt Dir auch das gute Gefühl, (D)ein Soll erreicht zu haben. Und weil auch kleine Erfolge guttun, hol Dir am besten gleich die lustigen, aber leider nicht ganz an den Haaren herbeigezogenen „Freelance Achievement Sticker“ von Jeremy Nguyen.

5. Auch mal woanders arbeiten

Mit dem Macbook ins Café? Mehr Klischee geht eigentlich gar nicht – und dennoch: Es ist eine gute Idee, Deine Arbeitszeit im Home-Office nicht komplett genau dort zu verbringen. Besonders in kreativen Jobs brauchst Du immer wieder neue Impulse und Inspirationen. In den eigenen vier Wänden ist genau die auf Dauer aber Mangelware. Verleg’ Deinen Arbeitsplatz also ab und zu nach draußen – zum Beispiel in einen der zahlreichen Coworking-Spaces, die es inzwischen in jeder größeren Stadt gibt.

Coworking-Spaces: hip, hop oder top?

Coworking: Seit einigen Jahren ist diese Form des Arbeitens zu einer Art Zauberwort vor allem unter Freelancern und Digital Nomads geworden. Das Prinzip: Die Betreiber von Coworking-Spaces stellen auf größeren Flächen Arbeitsplätze zur Verfügung, die in der Regel monatlich oder tageweise angemietet werden können. Meistens auch die Nutzung von Geräten wie Druckern oder Scannern im Preis inbegriffen – und die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen, um ein Netzwerk aufzubauen. Hier treffen Fotografen auf Architekten, Journalisten auf Werber, Künstler auf Kameraleute. Wer also ein wenig offen ist, hat durchaus Chancen auf Synergien und im Idealfall neue Aufträge. Zudem ist der Kontakt zu immer neuen Leuten eine gute Inspirationsquelle und bringt Dich eher auf neue Ideen als Deine eigenen vier Wände. Die allerdings – und das kann gerade, wenn Du Dich für Denen Job konzentrieren musst, zum Problem werden – sind nicht so laut wie ein Coworking-Space. Denn: Wo viele Menschen arbeiten, wird telefoniert, getippt und miteinander geschnackt. Das kann nerven, sollte aber zumindest für diejenigen, die schon einmal in einem Großraumbüro gearbeitet haben, kein echtes Problem sein.

Der erste offiziell als solcher bezeichnete Coworking-Space in Deutschland war übrigens 2009 das betahaus Berlin – und auch heute noch ist die Hauptstadt Vorreiter in Sachen Coworking. Der Tagesspiegel geht davon aus, dass sich hier inzwischen über 100 unterschiedliche Anbieter angesiedelt haben.

Doch nach den großen Städten ziehen langsam auch kleinere Gemeinden nach. So hat zum Beispiel mit der Schaltzentrale im August 2017 ein Coworking-Space in Bad Berneck, einem 4.500-Einwohner-Dorf in Oberfranken, eröffnet. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung sagte Stefan Rief, Teamleiter „Workspace Innovation“ am Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation, er halte es für „sinnvoll und vernünftig“, wenn auch auf dem Land mehr Coworking-Spaces entstünden, die „Kreativität und Austausch“ fördern. Ob Bad Berneck eine Erfolgs-Story wird, muss sich noch zeigen. Wir finden aber jetzt schon: Daumen hoch – das Leben als erfolgreicher und flexibler Freiberufler sollte nicht nur Städtern vorbehalten sein.

So findest Du den richtigen Coworking-Space für Dich.

Der perfekte Coworking Space

Besonders, wenn Du Berlin, Hamburg, Wien oder einer anderen großen Stadt lebst, wirst Du bei der Suche nach einem passenden Arbeitsplatz auf zahlreiche verschiedene Coworking-Spaces stoßen. Bevor Du Dich entscheidest, solltest Du darum unbedingt genau vergleichen.

Wichtigstes Kriterium ist neben dem Preis und der eingeschlossenen Leistungen bzw. der Ausstattung vor allem die Erreichbarkeit. Denn die Erfahrung zeigt: Wer länger als eine halbe Stunde unterwegs ist, bleibt am Ende doch wieder im Home-Office und zahlt umsonst für seinen Arbeitsplatz. Achte also unbedingt auf die Anbindung an das Bus- und Bahnnetz bzw. die Parkplatzsituation vor Ort.

Zudem kann es hilfreich sein, sich ein wenig darüber zu informieren, was im Büro neben dem reinen Arbeiten passiert. Werden viele Events organsiert, bei denen Du neuen Kontakte knüpfen kannst? Beteiligen sich die Betreiber aktiv zum Beispiel am Wirtschaftsleben der Stadt? Viele Coworking-Spaces bieten übrigens die Möglichkeit, sich für einzelne Tage einzumieten. So kannst Du zunächst einmal sehen, ob Du Dich wohlfühlst und die Atmosphäre und die Leute magst, ohne Dich gleich längerfristig zu verpflichten.

Unsere Tipps

Du bist auf der Suche nach dem für Dich passenden Coworking-Space? Hier findest Du ein paar Links zu spannenden Projekten mit mehreren Standorten in ganz Deutschland. Diesen wird zwar inzwischen oft nachgesagt, dass der ursprüngliche Community-Gedanke immer mehr in den Hintergrund rückt und das Arbeiten wieder anonymisiert wird. Ob etwas dran ist, lässt sich aber nicht pauschal beantworten – jeder Anbieter und auch jeder Standort innerhalb eines Projekts ist anders. Wie fast immer im Leben gilt darum auch hier: Probieren geht über Studieren.

betahaus.de

Offiziell erster Coworking-Space in Deutschland; heute vertreten in Berlin, Hamburg, Barcelona und Sofia. designoffices.de Flexibel anmietbare Arbeitsplätze und Flächen zum Beispiel für Events. Vertreten in acht deutschen Städten von Hamburg bis Nürnberg.

wework.com

Weltweit vertretenes Netzwerk mit einem breiten Angebot an Events und anderen Extra-Leistungen, in Deutschland in Berlin, Frankfurt und Hamburg vertreten.

LAUNCHCO.com

Wir bei Planio arbeiten auch in einem Coworking Space – unserem eigenen. Seit der Zeit, in der wir als Agentur gearbeitet haben, gab es bei uns auch immer einzelne Schreibtische zur Untermiete. Inzwischen sind wir der größte Coworking Space in Berlin-Friedrichshain.

Neben den „Großen“ gibt es natürlich auch weiterhin viele kleine und regionale Anbieter mit nur einem Büro. Das Googlen überlassen wir an dieser Stelle aber mal Dir ...